Gegen den Strom gegen den Lagerkoller…

„Fahren Sie nicht in die Eifel“, „Bleiben sie zu Hause“, „Fahren Sie nicht in den Schnee!“

hieß es beschwörend, nachdem es zum reinen Chaos gekommen war durch zu viele Erholungssuchende in den Mittelgebirgen. Straßenschließungen, durch Wildparker zerstörte Felder, von Wildpinklern entnervte Anwohner: Nicht nur die Medien, auch meine Timeline in Facebook war voller Flüche von Freunden, die in der Eifel oder in anderen Ausflugsregionen wohnten.

Aber natürlich ist die Sehnsucht groß nach Landschaft — und da es nun sogar Schnee gab, nach weitem Blick über Schneelandschaft. Seit mittlerweile einem Jahr praktisch ohne Urlaubsreise, und seit Monaten im grauen Einerlei festhockend, ist es nur zu verständlich, dass es Menschen in Schneelandschaften treibt. Auch uns.

Allerdings: Teil einer Blechlawine wollten wir nicht werden, Teil einer Menschenmenge schon gar nicht. Also was tun? Geheimtipps braucht der Mensch, Orte, die niemand kennt und wo deshalb niemand hinfährt. Das ist allerdings reichlich unwahrscheinlich, dass sich wunderschöne Orte finden lassen, die niemand kennt und in die daher nicht einmal der eng regionale Verkehr sich ergießen würde am Wochenende.

Bleibt nur das zeitliche Ausweichen. Dank wieder begonnener Schule — ja, Homeschooling, aber Präsenz zeigen ist auch dort erforderlich — verbietet sich ein Ausweichen auf Wochentage. Also was tun?

In die Nacht ausweichen

Und so haben wir es dann auch gemacht: Aufstehen um 5.00 Uhr — bzw. für die Nachteulen unter uns (z.B. mich) einfach komplettes Umdrehen des Tagesrhythmus — Losfahren um kurz nach 6:00.

Ankunft in Nettersheim gegen 7:00 Uhr: Wundervolle Schneelandschaft, ein komplett leerer Parkplatz am Naturzentrum. Und von dort aus zogen wir dann, bewaffnet mit selbstgebackenen, noch warmen süßen Brötchen, Tee/Kaffee, Obst und anderem Picknickzeug, auf dem Archäologischen Landschaftspfad los in den noch dunklen Wald.

Was für eine tolle Stimmung! Auch die „Kinder“ sind hellauf begeistert ob des Abenteuers. Ganz leicht dämmert es bereits. Wir folgen Fuchsspuren — die uns übrigens den gesamten Rundweg führen! — und Kids & Mann lernen sehr ungläubig die Bedeutung des Wortes „schnüren“ kennen.

Der Römerweiher liegt noch im Dunklen, als wir dort ankommen, aber über den Himmel verteilt sich bereits etwas Helligkeit und das aufschwimmende Eis schimmert im stärker werdenden Licht.

Am Römer-Fort ist es bereits gut hell und ein frühes Gassirunden-Paar passiert in der Entfernung auf dem Haupt-Weg, während wir uns die Tafeln im Fort ansehen und dann über die Römerbrücke weiterziehen.

Auf dem Weg hoch zu den Streifenhäusern kommt uns ein einsamer Jogger entgegen.

Den Matronentempel bewacht ein großer, dicker Schneemann. Wie immer sind die Matronen von Anhänger*innen gut bedacht, selbst jetzt im Schnee. Wir haben unser eigenes Picknick und das packen wir hier nun aus und genießen Kaffee und Tee, Möhren und Knabberkram.

Die Sonne ist hier bereits aufgegangen und während wir rasten und ich von den Matronen erzähle und von meiner viel zu früh gestorbenen Freundin, die diesen schönen Weg konzipiert und gestaltet hat, reißt tatsächlich der Himmel auf. Nur hier, nur genau über dem Matronentempel und genau jetzt!

Über dem Matronentempel reißt der Himmel auf
Über dem Matronentempel reißt der Himmel auf

Um 10:00 Uhr sind wir zurück am Auto, das noch immer komplett allein auf dem Parkplatz steht. Also wir aus Netterheim herausfahren, kommen uns jedoch schon einige Autos entgegen. Auf der Autobahn haben wir erneut unsere Fahrbahn für uns allein. Gegenüber in Gegenrichtung aber kommt schon einiger Verkehr auf.

Eine gut durchgelüftete und absolut euphorische Familie kommt um 11:00 Uhr wieder zu Hause an. Was für ein tolles Highlight dieser Ausflug war!