Tag 12 — 2.) Mtirala Nationalpark

Irgendwann ist dann das „Besucherzentrum“ des Parks erreicht. Wir halten, um uns zu orientieren, wo das Hotel ist, da kommt man schon zu uns ans Auto. Keiner kann Englisch, aber schnell ist ein junger Mann gerufen, der sogar hervorragend Englisch spricht. Später zeigt sich, dass auch der Zentrumsleiter (?) eigentlich ausreichend Englisch kann.

Es stellt sich heraus, dass auch das Besucherzentrum Zimmer hat, einfache, sehr günstige. Ob wir nicht diese wollten? Sie seien zwar wirklich einfach, aber man könne uns auch ein BBQ zum Essen machen…

Klingt super, das Holzhaus liegt direkt am Bach/Fluss, am Ufer stehen Zelte mit jungen Menschen, es sind Studenten, die im Park irgendwelche Voluntärdienste machen. Und es soll sogar noch weitere Germaneli geben. Tatsächlich steht um die Ecke ein Esslinger VW-Bus! Die Schwaben reisen aber gerade ab.

Es stellt sich heraus: Die Zimmer sind ordentlich, sauber, sehr schlicht. Sogar mit Klo/Bad, wobei diese schon etwas muffig sind. Alles verströmt FDJ-Sommerlager-Flair. Es gibt auch kein WLAN. Und auch keinen Mobilfunkempfang — wir sind wirklich von der Welt abgeschnitten.

Dafür furchtbar nette Leute. Wie wir es eigentlich überall erleben.

Zunächst gehen wir zum Bach, die Kinder voraus, während wir uns noch den einzigen „Showroom“ des Nationalpark-Besucherzentrums kurz ansehen: Ein Reliefmodell und einige Infotafeln (es gibt Bären im Park!) — alles liegt im Dunkeln und es wirkt, als gäbe es keine Besucher, die jemals hier hineinkommen. Draußen werden auf einem Regal aber Honig angeboten und eine bunte Sammlung Trinkflaschen. Man könnte denken, die wären alle von Besuchern — welchen Besuchern nur? — vergessen worden, aber sie sind doch eher zum Verkauf gedacht.

Als wir am Bach ankommen, sind die Kids schon wild herumgeklettert und wir erfahren: “Li hat eine Wasserschlange gefunden!“

Nach kurzer Suche findet er sie tatsächlich wieder. Und wirklich: Es ist eine Schlange, sie liegt unter einem Stein versteckt und reckt nur den Kopf hoch zur Wasseroberfläche. Als wir alle um sie herumspringen geht sie auf Tauchstation und kommt nur noch zum Atmen hoch. Später verdrückt sie sich dann irgendwann auch ganz.

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Verdrücken tut sich auch der Herr Li leider recht schnell. Die völlige digitale Abgeschnittenheit frustriert ihn. Wir restlichen drei genossen aber die Bachidylle in vollen Zügen, Nel baute ein „Kaulquappen-Aquarium“, wir fingen vier, drei davon — Tick (dick und schon mit kleinen Hinterbeinstummeln), Trick (mager und ohne Beinansätze) & Track (dünn mit Beinansätzen) — durften dort einzihen. Die erste Kaulquappe hatten wir in die Nähe der Schlange gesetzt, aber der Quapp war klug genug, dieser nicht vors Maul zu schwimmen.

Als wir später hochgingen, fand sich Bier, eine untrinkbar süß-künstliche Limonade und ein Dartspiel. Nel spielte erst Dart mit ihrem Vater, später mit einem Dreikäsehoch, für den sie den halben Abend dann noch wie eine große Schwester die für seine Arme zu hoch steckenden Pfeile aus der ganzen Wand holte. Später spielten wir Karten und es war insgesamt wirklich ein ganz zauberhafter Abend!

Das gilt auch für das Essen: Uns wurde alles angeboten, was sie auf den Grill bekamen, und so saßen wir schließlich vor einer riesigen Grillplatte mit Huhn, Schwein (der zunächst angebotene Fisch wurde wieder zurückgezogen, denn er stellte sich wohl als leider nicht mehr gut heraus), diversen Gemüsen und dazu auch die leckere, knallrote Soße — der „georgische Ketchup“, der unvergleichlich viel leckerer ist, als jeder Ketchup der Welt.

Weil alles so billig war, nahmen wir gleich noch ein drittes Zimmer. Das ist auch ganz gut so, denn dadurch kommt Herr Li wenigsten zu etwas Schlaf, nur ein die halbe Nacht hindurch bellender Hund nervt ihn, weswegen er trotz Hitze die Fenster geschlossen hält. Von wegen Nationalpark-Stille!

Auch Nel hält das Gebell wach, außerdem haben wir trotz Fliegengitter am Fenster Mücken und auch eine nervige Fliege im Zimmer. Und eine Mörderhitze — eine Klimaanlage gibt es hier ja nicht.

Unter der Hitze leidet auch Vinnie- ganz furchtbar, in seiner Not steht er fünfmal auf und macht sich komplett nass, viel Schlaf bekommt er so auch nicht. Nur eine schläft tief und fest durch: Ich.

Wegen Arbeiten an den Leitungen hieß es, gebe es erst am 10:00 Uhr morgens warmes Wasser. Das Frühstück hatten wir deshalb für halb elf bestellt, mein Wecker ging um 9:45 Uhr. Noch etwas dösen, dann aufs Klo — soweit noch alles gut. Ein zweites Mal spülen ging dann aber nicht mehr. Es gab gar kein Wasser und das blieb auch so erst einmal.

Und wir stanken. Nicht nur etwas, sondern wirklich schlimm. Ob gut geschlafen oder halb durchwacht, wir alle waren die Nacht über im eigenen Schweiß gut durchmariniert worden. Wir stanken wie Wildschweine.

Etwa zwanzig nach 10 machte ich mich fertig, um zum Bach hinunter zu gehen und mich dort zu waschen. Auf dem Weg am Bad vorbei höre ich es tröpfeln: Yeah, das Wasser ist da!

Es kam tropfenweise und kalt. Immerhin konnte man mit Geduld dann das Klo noch einmal spülen. Bei gekipptem Duschkopf formten die Tropfen ein winziges Rinnsal und das reichte Nele und mir für eine „wirksame Notwäsche ohne Haare“. Glücklicherweise fanden sich zwei Haargummis, so konnten wir die miefigen Zotteln wegbinden.

Auch die Jungs schafften eine Wäsche und als wir auf der Terrasse erschienen, dampfte dort ein tolles Frühstück: Rührei mit Käsefüllung, Brot, Tomaten, Honig, Tee — richtig liebevoll gemacht alles mit Engagement und Stolz der wirklich tollen Besucherzentrums-Männer..

So gestärkt verschwand unser Gepäck im Auto und wir machten uns — zu Fuß — auf den Weg: Zu einem schönen Wasserfall, unter den man sich auch stellen kann und zu einem kleinen See, in dem man schwimmen kann.